Hi und apa khabar alle miteinander!

Wie manche vielleicht schon gemerkt haben, sind wir mit unseren Beiträgen leider immer etwas im Zeitverzug, so sind wir mittlerweile nämlich schon lange in Thailand angelangt und nutzen die entspannte Atmosphäre mit Blick auf den weiten, blauen Ozean, um euch von unserer Zeit in Malaysia zu berichten.

Die Ankunft im viel zu riesigen, stickigen und belebten Kuala Lumpur war nach dem dörflichen, entspannten Bali ein leichter Schock für uns beide. Vor allem nachdem wir die erste Nacht in einer auch noch recht teuren Absteige ohne Fenster, dafür mit 2 Ventilatoren die die verbrauchte, heiße Luft nur herumwirbelten, verbachten. So wurde schnell der Plan geschmiedet als bald aus Kuala Lumpur (kurz KL) abzudampfen, wäre da nicht Dan gewesen, ein Freund eines Freundes aus Groningen (thanks Simon!). Nach der wahrscheinlich lebensgefährlichsten Taxifahrt bei der wir nicht nur navigieren mussten, in einer Stadt die wir erst seit einem Tag kannten, sondern auch noch auf den Verkehr achten, in die Rückspiegel schauen und fast ins Lenkrad greifen mussten, kamen wir völlig fertig in Dan’s Appartement an, welches im noblesten Stadtteil von KL liegt. Wie wir schnell gemerkt hatten sind malaysische Autofahrer kein Vergleich zu Balinesischen. Dan bezeichnete sie als „special breed“ – also „von der speziellen Sorte“. Obwohl es auf Bali stets chaotisch auf den Straßen zuging, schien trotzdem jeder auf den anderen zu achten und den Weg zu kennen. 2 Dinge auf die wir uns in KL nie verlassen konnten. Dazu kam noch die wahrscheinlich chaotischste Straßenführung mit zum Teil 3 verschiedenen Fahrbahnen übereinander, die in Schlangenlinien und ständigen U-turns jeden Statiker zur Weißglut gebracht hätten. Die meisten KL Besucher klappern die bekannten Sehenswürdigkeiten ab, wie die Petronas Türme, Chinatown und co. Aber da es uns weder reizte irgendwelchen Ölriesen noch mehr Geld in den Rachen zu stopfen oder uns durch das überfüllte Chaos im Stadtzentrum zu schieben, machten wir uns kurzerhand auf die Suche nach gutem Kaffee. Über mehrere nette Bekanntschaften in verschiedenen Cafès, führte uns unser Weg letztendlich zu Pablo, der als Barista bei 600° Fahrenheit arbeitete. Sein Kaffeeenthusiasmus steckte uns sofort an und mir nichts dir nichts wurden wir in KLs spezialized coffee scene eingebunden. Diese wurde der Grund warum aus dem „wir wollen so schnell wie möglich weg aus KL“ recht bald ein 2 wöchiger Kaffeetrip entstand. Von Jay’s erstem phänomenalen Espresso über coldbrew (24 Stunden in kaltem Wasser eingeweichtem Kaffeepulver), Nitro Kaffee (sprudeliger Kaffee fast wie Guinness Bier schmeckend) und grandiosem single origin filter Kaffee konnten wir alle Facetten der Kaffeewelt ausprobieren. Besonders viel Zeit verbrachten wir so im 600° Fahrenheit bei Pablo (halb Pole, halb Chinese) dessen Wissen über Kaffee uns sehr stark prägte. Und auch von Vater Sebastian bekamen wir eine Hand voll imposanter Lebensweisheiten mit auf unseren Weg. Durch die Masse an Input die wir bekamen, platze bald unser kleines Reiseideenbuch aus allen Nähten.

Endlich nach 2 Wochen Kaffee satt und den Luxus Dan’s Küche nutzen zu können (klar der 50 Meter Pool war auch nicht schlecht ;) machten wir uns auf zum Taman Negara Nationalpark, das letzte Stückchen Regenwald das zwischen Millionen von Hektar Palmölplantagen eingekesselt liegt. Schon auf dem Weg vom Flughafen waren uns die nicht abreißen wollenden Palmölplantagen und gerodeten Flächen aufgefallen. Aber wenn man auf einer fast 4 stündigen Busfahrt nur gelegentlich ein Stück unzerstörtes Land mit Wald sieht, wird einem das Ausmaß bewusst, dass die landesweite Abholzung zur Folge hat. So begann unser 2 tägiger Aufenthalt im noch „einigermaßen“ erhaltenden Taman Negara mit einer Bootsfahrt auf dem ausgewaschenen, braunen Fluss hin zu dem kleinen Dorf Kuala Taman. Dieses bestand aus unzähligen Hotels, Unterkünften und sogenannten schwimmenden Restaurants, die auf Flössen errichtet waren und auf die Touristenmassen warteten, um ihrerseits ein Geschäft zu machen. Unsere ausgiebige Wanderung durch den Dschungel mit dem Abstecher auf Hängebrücken zwischen den Baumkronen des Waldes, war der Lichtblick unseres Aufenthalts im Taman Negara, denn die ganzen geführten, touristischen Touren waren weniger nach unserem Geschmack. Dazu erfuhren wir vom geplanten Bau einer Schnellstraße durch den Nationalpark, um einfacher in den Norden Malaysias zu gelangen. Das bestätigte unser bis dato gewonnenes Bild Malaysias, bei dem alles nur auf die Ausbeutung von Rohstoffen abzielt, um das Land an westliche Standarte anzugleichen, ohne jedoch die eigene Bevölkerung in gleicher Weise weiterzubilden oder ihnen bewusst nicht die Schattenseiten einer so extremen Rohstoffförderung klar zu machen. Darum entschlossen wir uns kurzerhand das Weite zu suchen und diesen Ort, der wohl in 10 Jahren vollständig von der Landkarte verschwunden sein wird, zu verlassen.

Über die alte Schnellstraße, die sich weiter zwischen Palmölplantagen entlang zog, kamen wir nach einer 9 stündigen, mental super anstrengenden Busfahrt (erinnern wir uns an die „special breeds“) endlich wieder ans Meer und an eine der angeblich schönsten Inseln Malaysias, den Perhentians, die im Nord Osten gelegen sind. Die Bekanntschaft mit Zeeshan, einem wahnsinnig sympathischen Amerikaner mit pakistanischen Wurzeln (der auch grade seinen Job gekündigt hatte und jetzt die Welt umtingelte) brachte uns 3 super lustige Tage am Strand ein, an denen wir die Seele baumeln liessen, einige Schnorchelgänge unternahmen und von Zeeshan mehr über seinen muslimischen Glauben erfuhren (der von ihm aber nur so larifari ausgelebt wurde, was regelmäßig zu sehr amüsanten Unterhaltungen führte). Ganz zufällig wurden wir an einem dieser Tage von Raphael angesprochen, der auf der Suche nach freiwilligen Helfern für sein Schildkröten Schutzgebiet war. Kurzentschlossen entschieden wir uns (Zeeshan war auch mit von der Partie) für eine Woche bei dem Projekt mitzumachen und sollten dort unsere aufregendste aber auch entbehrungsreichste Zeit in Malaysia verbringen. Nach einer kurzen Bootsfahrt erreichten wir die kleine Nachbarinsel Lang Tengah. Weit ab vom bisherigen „Luxus“ eines eigenen Zimmers oder Bungalows bestand das Camp, welches unweit des Strandes mitten im Dschungel lag, aus einer größeren Überdachung unter der einige Feldbetten bereit standen. Die Wasserversorgung wurde durch einen Brunnen sichergestellt, wobei das geschöpft Wasser erst stundenlang durch einen Wasserfilter laufen musste, bis es genießbar war. Der Brunnen versorgte uns auch gleichzeitig mit dem nötigen Nass, um sich mit der sogenannten „bucket shower“, also einem Eimer den man sich über den Kopf schüttete, zu reinigen. Die Toiletten (Plumpsklos) teilten wir uns mit einem Fledermauspärchen, das einem gerne mal um den Kopf flatterte (und gleichzeitig die gelegentlich nötig Belüftung bot ;). Wacker verteidigten wir auch die „Küche“ gegen Ratten, Eichhörnchen und Geckos, die sich unsere Vorräte gerne unter den Nagel gerissen hätten. Ausserdem musste man sich vor riesigen Spinnen (10cm Durchmesser) und deren bis zu 10 m² großen Netzen in acht nehmen, die vor allem nachts gerne den Weg zum Klo zusponnen und wir gelegentlich schlaftrunken statt gegen die Badezimmertür volle Kanne ins Spinnennetz liefen. An den Anblick von bis zu 1,5 Meter langen aber recht scheuen Varanen, die unser Camp gerne umstreiften gewöhnten wir uns schnell. All dieses Getier umgab uns Tag und Nacht gemeinsam mit einer unbeschreiblich hungrigen Schaar von Stechmücken, was unsere eigentliche Arbeit den Schildkrötenbestand auf dieser Insel zu fördern natürlich nicht einfacher machte. Unser „Job“ bestand nämlich darin die Strände des nachts zu patrollieren und Schildkröten ausfindig zu machen, die ihre Eier ablegen, um diese anschließend an einem sicheren Ort wieder zu vergraben. Das sollte verhindern, dass lokale Nesträuber diese Eier ausbuddeln und auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Gleichzeitig gab es uns die Möglichkeit die Eier so lange vor äußeren Einflüssen wie Krabben, Varane oder Termiten zu schützen und durch regelmäßige Nestuntersuchungen Eier die durch einen Pilz befallen waren von den gesunden zu trennen. All dies sollte die Chance erhöhen, dass aus den gelegten Eiern möglichst viele gesunde Schildkrötenbabies schlüpfen. Dieser ganze Aufwand ist mittlerweile nötig geworden, weil statistisch gesehen nur noch aus einem von 10.000 Eiern eine erwachsene Schildkröte heranwächst, die ihrerseits wieder Eier legt, was erst ab dem Alter von 25 passiert. Aus uns zwei unwissenden Schildkrötenhelfern wurden in der Zeit sehr passionierte Verfechter dieser Spezies, die durch unser radikales Eingreifen in die Natur so stark bedroht ist. Gleich nach unserer Ankunft hielten wir zum aller ersten Mal eine kleine Schildkröte in unseren Händen. Dieses Gefühl ein so kleines, verwundbares Etwas zwischen den Fingern zu halten, das wie wahnsinnig mit den winzigen Flossen paddelt, ist einfach unbeschreiblich. So faszinierend ein junges oder gerade erst geschlüpftes Schildkrötenbaby ist, genau so traurig ist es die gestorbenen Winzlinge auszugraben, die es nicht geschafft haben sich aus dem fast einem Meter tiefen Loch nach oben zu graben, sei es durch eine Fehlbildung der Flossen oder des Panzers, oder einfach nur durch eine Immunschwäche. Doch diese Schattenseiten gehören nun mal zum Leben dazu. Aber durch den Einsatz des ‚Lang Tengah turtle watch‘ wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass mehr als nur eine dieser vielen, kleinen Schildkröten in ca. 25 Jahren wieder zu dem Strand zurückkehrt an dem sie geboren wurde und dort ihre Eier ablegt. Wenn mal kein sogenannter Nestcheck anstand, und die täglichen Aufgaben wie Wasser holen (was meistens von Jay erledigt wurde) und Kochen (wo meistens Laura in der Küche am wirbeln war) ging es zu einem der vielen Schnorchelspots der kleinen Insel. Diese boten mit einer geballten Korallen- und Fischlandschaft, und sogar dem gelegentlich auftauchenden, aber recht scheuem Riffhai ein weiteres Highlight unserer Zeit im turtle watch Camp. Und so hatten wir sieben lange Tage und vor allem Nächte auf Lang Tengah, an denen wir in unserer kleinen Gemeinschaft von 7 unterschiedlichsten Leuten viele ups und downs erlebten, so dass wir uns trotz der Vorfreude auf ein richtiges Bett und fließend Wasser nur schweren Herzens vom turtle watch camp trennen konnten, um uns auf den Weg nach Thailand zu machen.

Liebe Grüße an euch alle da draussen.

Laura & Jay

P.S. vielen Dank nochmals an Zeeshan, der für einige der grandiosen Aufnahmen verantwortlich war!